Veränderungen kündigen sich ab 1945 an

[Werbung] Veränderungen gab es nicht nur für den kleinen Mann, auch der Adel hatte einiges zu schlucken.

Bis 1945 lebte Friedrich Franz IV., Sohn von Friedrich Franz III. und Anastasia, zeitweilig mit seiner Familie im Jagdschloss Gelbensande. Die Familie floh dann vor der Roten Armee nach Flensburg.

Veränderung: Lazarett

Am 1. Mai 1945 blieb auf den Bahngleisen in der Nähe des Jagdschlosses ein aus Pommern evakuiertes, aus zwei Eisenbahnzügen bestehendes Lazarett der Wehrmacht liegen. Sein Kommandant hatte von dem ungenutzt stehenden Fürstenhaus erfahren, ließ kurzerhand die etwa 750 Verwundeten ausladen und richtete hier ein Hilfslazarett ein. Quelle: Jagdschloss Gelbensande.

Später nutzten auch sowjetische Besatzungstruppen das Schloss als Lazarett. Hier wurden auch ehemalige Insassen des KZ-Außenlagers Schwarzenpfost versorgt, die bis Kriegsende Zwangsarbeit bei den Heinkel Werken in Rostock verrichten mussten.

Die im Lazarett Verstorbenen wurden, auf einen unweit des Schlosses eigens angelegten Waldfriedhof beigesetzt. Es befinden sich hier Gräber von 48 Verstorbenen unterschiedlicher Nation – Soldaten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Heute kümmern sich die Kriegsgräberfürsorge und ein Schülerprojekt der Europaschule Rövershagen um dessen Erhalt, als ein Ort der Mahnung und des Gedenkens.

Veränderung: TBC-Heilstätte

Mit der Bodenreform wurden Landbesitzer entschädigungslos enteignet, die über 100 Hektar Fläche besaßen. So wurde auch das Jagdschloss Gelbensande „Volkseigentum“.

Bis 1979 wurde das Schloss dem staatlichen Gesundheitswesen zur Nutzung überlassen und diente als Tuberkulose-Heilstätte und Krankenhaus.

Bis zur Wende wechselte dann die Nutzung des Schlosses: Bauarbeiterunterkunft, Gemeindebibliothek, Veteranen Club und Büroräume.

Das nicht nur die innere Ausstattung unter diesen Veränderungen litt, kann sich sicher jeder denken.

Nach der Wende schossen Spielcasinos an jeder Ecke in der „Zone“ hervor. Diese Veränderung ist dem Jagdschloss erspart geblieben, weil das Land Mecklenburg-Vorpommern die Lizenz verweigerte. Für die Gemeinde wäre das Spielcasino eine schöne Einnahmequelle geworden, sie sollte mit 10 % am Gewinn beteiligt werden. Was so, ganz am Rande, mal wieder klarmacht, das im Casino nur einer gewinnt: das Casino!

Nachdem die Gemeinde das Schloss 1994 erwarb, wurde es 2008 dann wieder verkauft. Pläne der Gemeinde Eigentumswohnungen, ein Hotel oder eine Kurklinik in dem Schloss einzurichten, scheiterten an der Vorgabe, dass das Gebäude weiterhin öffentlich zugänglich sein müsse.

Der neue Besitzer ist ein Bauunternehmer, welcher Teilbereiche des Schlosses kommerziell nutzt. Die repräsentativen Räumlichkeiten des Hauptgeschosses bleiben im vertraglich vereinbarten Dauernutzungsrecht der Gemeinde, ebenso die Weiterführung des Museums sowie der kulturellen Veranstaltungen, welche im Nutzungskonzept festgeschrieben sind.

Wer hier im Schloss seine Hochzeit feiern möchte, findet im ehemaligem Kellerbereich – jetzt Restaurant – genug Platz für die anschließende Feier nach der Trauung.

Um die vielen Eindrücke in Ruhe verarbeiten zu können, setzten wir uns ins Restaurant und genossen Kaffee und Kuchen. Welcher dort übrigens selbst gebacken wird. 😉

In der momentanen Situation ist es natürlich nicht möglich solche Ausflüge Richtung Ostsee zu planen. Aber für „danach“, kann ich euch das Jagdschloss Gelbensande nur wärmstens ans Herz legen. Wer sich für Architektur und Geschichte interessiert, wird diesen Ausflug sehr genießen.

Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Nachmittag im Jagdschloss Gelbensande sechs Kapitel lang werden würde…. Und dabei könnte man noch so viel mehr darüber berichten ….

Danke das ihr dabeigeblieben seid und ich hoffe, dass ich euch meine Begeisterung für dieses besondere Kleinod etwas näherbringen konnte!

„Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“ 

Heraklit, griechischer Philosoph

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