Besuch des Asklepieion
Neunter Tag – Besuch des Asklepieion
[Werbung] Eigentlich hatten wir Sorge gehabt, dass unser Wunsch nach Sonne im Urlaub nicht in Erfüllung gehen würde. Die Dame im Reisebüro war etwas verhalten, was den Wunsch nach Sonne im Mai betraf. Aber wir kamen die ganze Urlaubszeit voll auf unsere Kosten und manche Tage sogar darüber hinaus. So ein Tag war dann der, an dem wir das Asklepieion besuchten. 😎
Asklepieion
Knappe 4 km südwestlich von Kos-Stadt befindet sich auf einer 100 m hohen Anhöhe das Asklepieion. Im Jahre 1902 wurde es entdeckt und bis 1904 freigelegt. Rund 300 dieser Stätten gab es im antiken Griechenland, wobei diese hier auf Kos zu den bedeutendsten gehört. Während der italienischen Herrschaft 1912-1943 wurden die Ausgrabungen weitergeführt, teilweise wurde restauriert und der Ort erhielt seine jetzige Form.
Schon im Vorfeld kann ich bei einem Besuch der Stätte nur jedem raten: Sonnenmilch, Sonnenbrille, Sonnenhut – in welcher Form auch immer – , Getränke und möglichst nicht zur Mittagszeit hinfahren. Die Stätte ist von Pinien- und Zypressenwäldern umgeben, auf ihr selber findet man aber kaum Baumbestand. Getränke gibt es in Getränkeautomaten auf dem mit Bäumen überdachten Weg hin zur Eintrittskasse. Die Preise dafür sind absolut in Ordnung. Für eine 0,3 l Flasche Wasser bezahlten wir 0,50 €.
Der Eintritt kostet pro Erwachsenen 8,00 €. Für Emi brauchten wir keinen Eintritt zu bezahlen.
Ein bisschen Geschichte
Das Asklepieion liegt an einem Hang am Fuß des Dikeos-Gebirges und erstreckt sich über mehrere Terrassen. Mit einer imposanten, marmornen Freitreppe sind die Terrassen miteinander verbunden. Anlagen wie diese, waren ein Ort an dem Asklepios, der Gott der Heilkunst, verehrt wurde und an dem die Heilkunst gelehrt und praktiziert wurde. Hier wurden Kranke vor allem nach den Lehren des Hippokrates behandelt und geheilt.
Der älteste Teil dieser Anlage wurde auf das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert. Umbauten und Erweiterungen gab es in den nächsten Jahrhunderten. Das Asklepieion wurde erst durch ein Erdbeben schwer beschädigt und dann durch ein weiteres 554 n. Chr. zerstört. Im 14. und 15. Jh. verwendeten die Johanniter von St. John dann einen Großteil der Überreste um ihre Festung Neratzia aufzubauen.
Die unterste Terrasse
Sie stammt aus dem 1. Jh. n. Chr. und wurde von Säulenhallen gesäumt. An den Säulengängen schlossen Zimmer an, in denen wahrscheinlich Patienten wohnten. Im südlichen Teil dieser Ebene wurde eine Inschrift gefunden, die den von Kos stammenden Arzt Gaius Stertinius Xenophon erwähnt. Er war der Leibarzt des römischen Kaisers Claudius.
In den bogenförmigen Nischen standen einst Statuen von Göttern. In einer der Nischen ist der kleine Pan-Brunnen enthalten. Pan-Brunnen deshalb, weil ein kleines Relief oberhalb des Wasseraustritts den Hirtengott aus der griechischen Mythologie zeigt. Auf der östlichen Seite sind die Reste einer Therme aus römischer Zeit zu sehen. Diese darf man wegen ihres baulichen Zustandes aber nicht betreten.
Es wurden auch mehrere unterirdische Räume gefunden, bei denen man vermutet, dass sie zur Unterbringung von Patienten mit Geschlechtskrankheiten und/oder Lepra waren.
Mittelste Terrasse
Hier findet man den ältesten Teil der Anlage aus dem 3. Jh. v. Chr., ein Altar und ein kleiner Tempel. Die halbkreisförmige Exedra und ein weiterer Tempel, der dem Gott Apollon gewidmet war, kamen in den nächsten Jahrhunderten dazu.
An der Ostseite der Terrasse war ein Lesche Gebäude, welches für die Sitzungen des Rates verwendet wurde. Dort wo die 7 wiederaufgerichteten Säulen des Apollotempels stehen, lagen auch die Priesterwohnungen.
Oberste Terrasse
Hier stand der große Tempel des Asklepios, ausgestattet mit Statuen des Asklepios und seiner Tochter Hygieia.
Später wurde der Tempel in eine christlich-orthodoxe Kirche umgewandelt, davon zeugt noch ein Altar mit christlicher Symbolik.
Weiterhin befanden sich hier oben auch Räume für Besucher und Patienten.
Eine weitere antike Treppe führt in einen Hain von Zypressen und Pinien, welcher Apollo gewidmet ist bzw. war.
Mauerreste und Sockelfundamente zeugen von der einstigen Größe des Asklepieion. Viele Säulenfragmente und bearbeitete Steine liegen verstreut auf dem Gelände herum. Tierköpfe in Stein gehauen lassen erahnen, welch Handwerkskunst hier am Werk war.
Ausstellung
Da es wirklich sehr heiß war, suchten wir ein Ausstellungsgebäude am östlichen Rande des Geländes auf. Hier findet man Informationen über den Heiligenkult und die Ausübung der Heilkunst. Allerdings sind die Texte nur auf Englisch und Griechisch zu lesen.
Eine wichtige Kategorie von Inschriften, die in direktem Zusammenhang mit dem Ruf der Insel stehen, besteht aus ehrenamtlichen Dekreten, die die ausgezeichneten medizinischen Leistungen anerkennen, die Koan-Ärzte verschiedenen griechischen Städten oder der Insel zukommen lassen. In vielen Fällen waren dies öffentliche Ärzte, d. h. Ärzte, die von der Stadt angeheuert wurden, um sicherzustellen, dass die medizinischen Bedürfnisse ihrer Bürger unfehlbar erfüllt wurden. Auf Wunsch einer ausländischen Stadt war es üblich, einen öffentlichen Arzt zur Behandlung eines Notfalls zu entsenden.
Von dem Reichtum der Motivgaben und den berühmten Kunstwerken, die einst das Asklepieion schmückten, sind heute nur die Sockel einiger weniger Statuen erhalten. Die Inschrift auf der Basis der Statue von Timoxenos erwähnt den Namen des Bildhauers Lysippus. Dies war wahrscheinlich ein Nachkomme des großen Künstlers aus Sikyon aus dem 4. Jahrhundert.
Übersetzungen zweier Tafel aus dem Ausstellungsraum
Jedes Mal, wenn ich an solchen geschichtsträchtigen Orte komme, wünschte ich mir eine Zeitreisemaschine, um den Ort in seiner Blütezeit erkunden zu können. So bleiben uns nur die Steine und die Geschichten der Vergangenheit.
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